Nachruf Heinz Stroh  (11.09.1936 – 05.07.2021)

Heinz schreibt in einem Brief aus dem Krankenhaus:

„Ich trage eine von mir bisher ungeahnte Bilderflut in mir, ausgelöst und vermehrt durch die intensiven Gespräche und Begegnungen mit Euch seit Ulrikes friedlichem Ende. Aus diesen Bildern reden Gespräche heraus: Religiöses, Symbolisches, witzige Einfälle, Wortspiele.“

Die leuchtende Strahlkraft der Augen und der künstlerische Ausdruck werden die wichtigsten Themen am Ende des irdischen Lebens von Heinz. Auch im Krankenhaus werden seine Begabung zu Gespräch und Begegnung wichtige Schlüssel zum Verständnis von Krankheit und den ewigen Fragen nach Gott in der jüdisch-christlichen Tradition.

Für viele Menschen, die Heinz besuchen wird spürbar, dass die notwendige Lebensbewegung von Ein- und Ausatmen zunehmend schwierig wird. Je schwächer der Körper wird, desto mehr erlangen der Verstand, die Seele und der Geist eine Zeit intensiven Nachdenkens und Reflexion angesichts der Endlichkeit allen menschlichen Lebens.

Woher die Kraft nehmen für diesen unermüdlichen Schaffensdrang und das Wahrnehmen von Gesprächen?

Ein Schlüssel kann aus der Zeit aus Sambia stammen: „Heinz wurde als Europäer geboren. Aber in seiner Seele und seinem Herzen wurde er ein Afrikaner, ein einzigartiges Geschenk der Humanität für viele Menschen.“ (Stanley Lawer im Dankgottesdienst am 13.07.2021)

Der Licht-Träger der Licht-Klause, der Ergänzer zur „Klause“, der die Berührtheit des Herzens Spürende, der unermüdliche Kommunikator und Organisator, der Theologie liebende Mensch, der stets in Beziehungen lebende Mensch, der Kenner von Zahlenmystik und Kabbala, der Gestalter des Jonah-Weges, der Wegbereiter für die Realisierung von Ulrikes visionärer Idee eines Hauses für Meditation und Bibelgespräch, der Mensch der vielen Orte und Berufserfahrung in spiritueller Dimension, der einfühlsame und wertschätzende Gesprächspartner, der in evangelischer Theologie beheimatete weltoffene Ökumeniker, der Interessierte in Fragen der Weltmission und Entwicklungszusammenarbeit, der Partner für Bibliolog und Bibliodrama, der Lebensbegleiter für Menschen in Not, der Hühnerzüchter und Gemüseanbauer, der in spitzbübischem Humor, Wort- und Sprachwitz Gewandte ist nach einem reichen und erfüllten Leben im 85. Lebensjahr am 5.Juli 2021 mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht selig in den ewigen Frieden Gottes hinein entschlafen.

Für Heinz wurde das letzte Bild des Jonah-Weges in den letzten Jahren am wichtigsten: Die Emmausjünger unternehmen einen Spaziergang und ihnen begegnet zunächst ein unbekannter Wanderer, der sich als der Auferstandene Christus erweist. In den Begegnungen von Menschen gilt es immer wieder neu von der Ebene der Belanglosigkeit zu jenen Ebenen im Gespräch vorzudringen, die eigene Geschichte und Lebensgeschichte mit dem biblischen Text in Beziehung zu setzen, um beides kennenzulernen: Ein tieferes Verständnis der Menschen mit- und untereinander und ein Verständnis für die Tiefenschichten religiöser Texte, biblischer Texte.

Die Bilder eines Lebens ziehen im Inneren vorbei: Kindheit und Jugend in Baden-Württemberg und Österreich, Theologiestudium in Tübingen, Bonn und Wien, , Heirat mit Ulrike, Geburt von Sohn und Tochter,  Jugendpfarramt in Reutlingen, Jahre der Entwicklungszusammenarbeit in Sambia, Pfarramt in Asperg/Württ. und Leoben, Rektor des Evang. Bildungshauses in Deutschfeistritz.

Für Begegnungen an vielen Orten benötigt es ein liebevoll brennendes Herz für die Mitmenschen und Mitgeschöpfe – eingekleidet in die biblische Frage der Emmausgeschichte: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?“ (Apg. 24,32)

„Was bleibt sind Jahre voll Leben und Hingabe, die unermüdliche Schaffens- und Willenskraft, die so wohlwollende Aufmerksamkeit und das Zugewandt-Sein, das Leuchten in den Augen derer, die von Heinz sprechen und die große Liebe, die alles umfängt und alles durchdringt: das Unerlöste, die Spaltung, das Unversöhnte, das was Heinz gelungen ist und weiterleben wird, das was Heilung erfahren hat und noch geheilt werden will.“ (Maria-Elisabeth Aigner im Dankgottesdienst am 13.07.2021)

Heinz hat viele Fußspuren gelegt. Mögen diese mit den eigenen Füßen, dem eigenen Schuhwerk (ob Sandale oder Wanderschuh), der eigenen Lebensgeschwindigkeit und eigenen Ideen in vielen Menschen fröhlich und zuversichtlich weiterleben – in der Hoffnung, die Ps 51 verheißt: „Erfreue mich wieder mit deiner Hilfe und mit einem willigen Geist rüste mich aus“ (Ps. 51,14)

Moritz Stroh unter Mitwirkung von Maria-Elisabeth Aigner, Anita Berger, Waltraud Färber, Moni Mauschitz und Stanley Lawer

Der Dankgottesdienst für Heinz ist unter dem folgenden Link zu finden :

https://youtu.be/-Cf8gNr-E68